Das Wachstum der Sekundärrohstoff- und Recyclingbranche hat sich in 2015 verlangsamt. Konnte in 2014 noch ein Umsatzwachstum von drei Prozent vermeldet werden, hat sich für 2015 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von nur noch zwei Prozent ergeben. Das ist das Ergebnis der jährlichen Branchenumfrage des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung mit seinen 840 Mitgliedsunternehmen, die einen jährlichen Umsatz von etwa 10 Milliarden Euro mit 50.000 Beschäftigten erwirtschaften.
v.l.n.r. Eric Rehbock (HGF), Bernhard Reiling (Präsident) |
Dass das Umsatzwachstum der Unternehmen nicht noch stärker zurückgegangen ist, führt bvse-Präsident Bernhard Reiling auf die positive allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland zurück. Das laufende Jahr wird von den Unternehmen jedoch skeptisch betrachtet. Es wird mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von maximal einem Prozent gerechnet.
Die in weiten Teilen immer noch robuste Verfassung der Unternehmen spiegelt sich in einer verbesserten Eigenkapitalquote von 22 Prozent (2014: 19 Prozent) wider. Sorge bereitet jedoch die sehr magere Investitionsquote, die mit 7 Prozent gegenüber 6,5 Prozent in 2014 immer noch im Tal der Tränen verharrt. Reiling: „Mehr als Erhaltungsinvestitionen sind mit diesem Wert nicht zu stemmen.“
Nach den Worten von Reiling stellt sich die Gesamtsituation 2015 insgesamt durchwachsen dar. So wird das abgelaufene Geschäftsjahr mit der Note 3,0 (gegenüber 2,9 im Vorjahr) bewertet. „Es fehlen die Wachstumsimpulse. Die Branche verharrt insgesamt in einer Phase der Stagnation“, bilanziert der bvse-Präsident.
Der bvse macht dafür eine Reihe von Gründen aus. So seien die Preise für die Rohstoffe Öl und Erz oder die Industriemetallpreise in den letzten Jahren und Monaten kontinuierlich zurückgegangen. Vor allem die Metall- und Stahlschrottunternehmen leiden unter dieser Entwicklung. Aber auch die vielen Verschärfungen im Abfallrecht, die sich als Bremsklotz erweisen, machen den Unternehmern das Leben schwer. „Die Branche hat den Eindruck, dass die Politik nur noch verwaltet und keinen Ehrgeiz hat, neue Ziele zu setzen“, erklärte Reiling vor Medienvertretern in Düsseldorf.
Dieser Eindruck bestätigt sich bei der Frage zur Branchensituation. Hier kritisieren die Unternehmen vor allem immer weiter zunehmende Verwaltungs- und Administrationskosten. Die meist mittelständischen Unternehmen geben an, einem erheblichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt zu sein, der vor allem von Konzernen und Kommunen ausgehe.
Das spielt auch beim Dauerthema Wertstoffgesetz eine entscheidende Rolle. Reiling: „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass ein Wertstoffgesetz mit privater Organisationsverantwortung einen bedeutenden Beitrag für mehr Recycling in Deutschland leisten könnte.“ Allerdings machte der bvse-Präsident sehr deutlich, dass dies kein Freibrief für die Politik ist. Für die bvse-Mitgliedsunternehmen kommt ein Wertstoffgesetz unter kommunaler Organisationsverantwortung nicht in Frage. Reiling: „Das ist die rote Linie! Immerhin satte 75 % befürchten in diesem Falle einen verstärkten Trend zur Kommunalisierung zulasten der mittelständischen Privatwirtschaft.“
Eine Kompromisslösung zum Wertstoffgesetz sollte nach Meinung der Mitglieder vor allem fairen Wettbewerb von der Sammlung bis zum Recycling ermöglichen, dürfe die gewerblichen Sammelstrukturen nicht beeinträchtigen und den Konzentrationstendenzen in der Branche nicht weiter Auftrieb geben. Das Fazit des bvse-Präsidenten lautet daher: „Mehr Impulse und Dynamik in der Recycling- und Entsorgungsbranche kann es nur geben, wenn die mittelständische Branchenstruktur gestärkt, den konzerngetriebenen Monopol- und Oligopol-Tendenzen begegnet und die weitere Kommunalisierung verhindert wird.“
Quelle: bvse