Konferenz Stahl und Recycling in Berlin
Berlin. Ein effizienter Umgang mit Rohstoffen ist vor dem Hintergrund des weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums die zentrale Herausforderung für die Welt. Ressourceneffizienz und die Rückgewinnung von Rohstoffen durch Recycling spielen auch in der europäischen und der nationalen Politik eine wichtige Rolle.
Eine nachhaltige Ressourcenpolitik versucht die Balance zwischen allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft – zu erreichen. Welche Beiträge der Werkstoff Stahl und dessen Recycling zu Ressourceneffizienz, Umwelt- und Klimaschutz leisten können, war Thema einer Konferenz am 12. November in Berlin. Veranstalter waren die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Kooperation mit dem bvse-Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling, der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen und dem Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesumweltministerium.
„Die gemeinsame Konferenz ist auch Ausdruck industrieller Wertschöpfungsketten. Für diese ist Stahl unverzichtbar“, so Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der „Wirtschaftsvereinigung Stahl. Diese besondere Rolle von Stahl bestätigte Dr. Andreas Schuseil, Leiter der Abteilung Industriepolitik im Bundeswirtschaftsministerium, und lobt: „Stahl ist so alt wie das Recycling. Mengenmetalle wie Eisen- und Stahlschrott sind praktisch ohne Qualitätsverluste recyclebar. Für solche Stoffströme bestehen gut funktionierende Märkte“.
Der stellvertretende Vorsitzende des bvse-Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling Sebastian Will erläuterte in seinem Vortrag, dass die Schrotteinsatzquote seit 1995 stetig gestiegen sei und aktuell bei 47% liege. Das bedeute, dass 2012 20 Millionen Tonnen Schrott in der Stahlindustrie eingesetzt wurde. Zusätzlich wurden 4 Millionen Tonnen Schrott an ausländische Stahlwerke geliefert.
Das zeige, so Sebastian Will, dass der Erfassungsgrad in Deutschland bisher sehr hoch sei. Hauptträger dieser positiven Bilanz sei unbestritten der Mittelstand in der Schrottwirtschaft. Will sieht diese Entwicklung jedoch bedroht. Zwar wollte beispielsweise die Europäische Kommission mit einer Verordnung zum Ende der Abfalleigenschaft von Stahlschrott eine Steigerung des Recyclings erreichen, dieses Vorhaben mündete jedoch „in einen unvergleichlichen Bürokratismus“, kritisierte Sebastian Will, Schrotthändler und Mitinhaber der Heinz Will GmbH & Co. KG.
Das ernüchternde Ergebnis sei, dass die Möglichkeit des vorzeitigen Abfallendes für Schrotte weder von der Stahlindustrie noch von der Schrottindustrie angewendet würde. Auch die Umsetzung der Abfallrahmenrichtlinie in nationales Recht stärkte die Schrottrecycler nicht. So kritisierte Sebastian Will, dass die Regelungen dss neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes die Erfassungsstrukturen von Schrott aus privaten Haushalten empfindlich in Mitleidenschaft gezogen habe und so eine Verringerung der Sammelmenge zu verzeichnen sei. In Konsequenz würden vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen der Schrottrecyclingbranche geschwächt, so dass eine weitere Konzentration des Marktes auf wenige große Konzerne befürchtet werden müsse.
Nach seiner Einschätzung würden dem mittelständisch geprägten Recyclingsektor dadurch „Innovationskraft und Flexibilität“ entzogen, die zur Steigerung der Ressourceneffizienz dringend nötig wären“. Diese Entwicklung werde langfristig die großen Entsorgungskonzernen und die öffentlichen Hand auf Kosten des Mittelstandes stärken, befüchtet der stellvertretende bvse-Fachverbandsvorsitzende.
Thomas Tabel von der ISR Itzehoer Schrott und Recycling GmbH & Co. KG. erläuterte, wie die Erfassung und Aufbereitung von Stahlschrotten zu den verschiedensten Schrottsorten heute in modernen Recyclingbetrieben erfolgt. „Stahl geht nicht verloren und ist zu 100 Prozent recycelbar.
Während der Gebrauchsphase, die je nach Anwendung von Wochen bis zu vielen Jahrzehnten reicht, wird Stahl in der Gesellschaft zwischengespeichert und steht dem Recycling anschießend vollständig zur Verfügung“.
Dass ein Multi-Recycling auch auf andere Werkstoffe übertragen werden kann verdeutlichte Dr. Christian Wilhelm vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie: „Die Verwandtschaft von Stahlschrott und Gussschrott zeigt sich in verwandten Anwendungen, analogen Recyclingeigenschaften und -strukturen, trotzdem bestehen aber immer spezifische Herausforderungen wie etwa bei der Verwertung typischer Gießereiwertstoffe.
Die Gießereibranche leistet in mehrfacher Hinsicht erhebliche Beiträge zur Ressourceneffizienz, Umwelt- und Klimaschutz: Materialeffizienz beim Einsatz der Rohstoffe, Energieeffizienz in den Produktionsbetrieben und Produkteffizienz durch gewichtsoptimiertes Design der Bauteile“.
Vor diesem Hintergrund diskutieren die Teilnehmer des Workshops mit Ugo Miretti von der Generaldirektion Unternehmen in der Europäischen Kommission und Dr. Helge Wendenburg, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz im BMU, den aktuellen Stand auf dem politischen Parkett in Brüssel und Berlin.
„Ein effizienter Einsatz von Rohstoffen und dabei insbesondere von Sekundär-Rohstoffen, stärkt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen am Weltmarkt, er ist zugleich aktiver Umwelt- und Klimaschutz“, bestätigte Miretti. Wendenburg würdigt die Leistungen der Stahlindustrie und weist auch auf die vielfältige Fördermaßnahmen der Bundesregierung zur Entwicklung und großtechnischen Umsetzung von material- und energieeffizienten Produktions-, Verarbeitungs- und Recyclingtechniken hin.
Quelle: www.bvse.de