Eric Rehbock: Hebel umlegen und Vorwärtsgang einlegen!
Die DSD GmbH erhöht die Preise um bis zu acht Prozent. Der VKU fordert die Abschaffung der Dualen Systeme und die Entsorgerverbände bvse und BDE kritisieren, dass die Dualen Systeme das Eigentum an Verpackungswertstoffen aus den privaten Haushalten beanspruchen. Was ist da los in der Branche? Ein Interview mit Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.
Herr Rehbock, will der bvse die Abschaffung der Dualen Systeme?
Eric Rehbock: Wir wollen, dass die Dualen Systeme und ihre Auftraggeber ihrer Verantwortung gerecht werden und mehr für das Recycling tun. Die Dualen Systeme müssen erkennen, dass sie nur mit der Recyclingbranche und nicht gegen sie eine Zukunft haben.
Aber die vorgeschriebenen Verwertungsquoten werden doch erfüllt?
Eric Rehbock: Das bestreitet ja niemand. Aber diese Quoten sind antiquiert. Sie beziehen sich auf die lizenzierten Verpackungen und diese Lizenzmengen gehen seit Jahren zurück.
Was passiert, wenn die Quoten erfüllt sind?
Eric Rehbock: Dann wird von den Dualen Systemen betriebswirtschaftlich optimiert. Dann geht es nicht mehr um Recycling, sondern darum, so billig wie möglich zu entsorgen. So gehen zu viele Wertstoffe nicht in Recyclingprozesse sondern in Müllverbrennungsanlagen.
Mit welchem Ergebnis?
Eric Rehbock: Fakt ist, dass das Kunststoffrecycling mehr oder weniger stagniert, während die Verbrennung stark zunimmt. Wir haben in den letzten Jahren keine entscheidenden Fortschritte gemacht. Wenn das so weiter geht, ist nicht nur unsere weltweite Vorreiterrolle gefährdet, sondern kommt die mittelständisch strukturierte Recyclingbranche in existenzielle Schwierigkeiten.
Kann man denn das den Dualen Systemen vorwerfen?
Eric Rehbock: Die Dualen Systeme werben doch dauernd mit dem Recycling. Sie werfen den Kommunen vor, dass es ihnen nur darum ginge, ihre Müllverbrennungsanlagen zu füllen. Das mag schon stimmen. Sicher ist aber, dass auch die Dualen Systeme und ihre Auftraggeber viel mehr Recycling ermöglichen könnten. Das betrifft die Menge, aber auch die Qualität. So verhindern sie beispielsweise, dass zwischen Sortieranlagen und Kunststoffverwertern Qualitätskriterien vereinbart werden können. Stattdessen werden die Sortieranlagen verpflichtet, standardisierte Sortierqualitäten zu erzeugen, die oft an den Erfordernissen der Recycler vorbeigehen.
Aber noch einmal, die Verwertungsquoten werden erfüllt?
Eric Rehbock: Die Verwertungsquoten sind nur Mindestquoten, die seit Jahrzehnten unverändert in der Verpackungsverordnung stehen. Wir haben doch heute ganz andere Möglichkeiten und Fähigkeiten als damals. Wir haben auch neue gesetzliche Regeln. Im Kreislaufwirtschaftsgesetz ist eine ganz klare Abfallhierarchie festlegt. Da steht Recycling vor Verbrennung. Diese klare Verpflichtung zu mehr Recycling wird aber nur sehr ungenügend gelebt und die Politik scheint das nicht zu stören.
Was ist jetzt zu tun?
Eric Rehbock: Wir müssen endlich den Hebel umlegen: Das Recycling in Quantität und Qualität wieder stärken und deutlich ausbauen. Es wäre gut, wenn wir mit den Dualen Systemen gemeinsam dieses Ziel erreichen können. Wenn nicht, muss man über Alternativen nachdenken.
Quelle: bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.