Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat seine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland für 2014 und 2015 aktualisiert und nach unten revidiert. Die Entwicklung im Euroraum ist momentan durch eine geringe Dynamik gekennzeichnet und das außenwirtschaftliche Umfeld liefert insgesamt kaum expansive Impulse.
Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten haben jedoch größere Unsicherheiten verursacht, sodass der erhoffte Investitionsaufschwung ausgeblieben ist. HWWI rechnet unter der Annahme, dass die Situation in der Ukraine und im Nahen Osten nicht eskaliert und ein Abrutschen in die Deflation erfolgreich von der Europäischen Zentralbank (EZB) verhindert werden kann, für das Jahr 2014 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von nur noch 1,6 %.
Gleichzeitig meldete jedoch das Statistische Bundesamt, dass die Auftragseingänge in der Industrie im Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 4,6 % gestiegen sind.
Der Anteil der Großaufträge war für einen Juli stark überdurchschnittlich. Unter Herausrechnung der Großaufträge legten die Bestellungen im Juli um 2,1 % zu. Deutlich angestiegen sind die Aufträge für Investitionsgüter (+8,5 %). Insgesamt kam das Auftragsplus im Juli mit +6,9 % mehrheitlich aus dem Ausland. Die Inlandsbestellungen legten um 1,7 % zu.
Im Zweimonatsvergleich Juni/Juli gegenüber April/Mai gingen die Auftragseingänge zwar noch leicht zurück. Das Niveau der Auftragseingänge insgesamt lag im Juli aber wieder über dem durchschnittlichen Niveau der ersten beiden Quartale. Dabei entwickeln sich die Auftragseingänge aus dem Ausland auch in der Tendenz günstiger als die aus dem Inland.
Nach der Verunsicherung der Wirtschaft durch die geopolitischen Entwicklungen und der konjunkturellen Abschwächung im zweiten Quartal liefert der kräftige Anstieg der Bestelltätigkeit ein ermutigendes Signal für die Industriekonjunktur. Großaufträge spielten hierbei eine Rolle, aber auch unter Herausrechnung der Großaufträge entwickelte sich die Bestelltätigkeit in den letzten beiden Monaten erfreulich positiv.
Auch für das HWWI steht die deutsche Wirtschaft weiterhin auf einem soliden Fundament und auch die Weltkonjunktur sollte sich im nächsten Jahr insgesamt wieder kräftiger zeigen, sodass für 2015 ein Wachstum von 2,0 % zu erwarten ist.
Im zweiten Quartal des laufenden Jahres sei das reale Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal geschrumpft (-0,2 %). Der äußerst milde Winter habe dazu geführt, dass vor allem Bauinvestitionen bereits im ersten Quartal realisiert wurden. Zwar war mit einem technischen Korrektureffekt aufgrund des starken Wachstums (0,7 % im ersten Quartal) zu Beginn des Jahres zu rechnen, dieser fiel aber stärker aus als erwartet.
Insgesamt haben sich im ersten Halbjahr die Exporte und die Investitionen schwächer entwickelt. So lieferte der Außenbeitrag insgesamt einen negativen Wachstumsbeitrag; die Importe stiegen kräftiger als die Exporte. Aufgrund der erhöhten Unsicherheit angesichts der internationalen politischen Konflikte und der schleppenden Erholung im Euroraum weiteten die Unternehmen ihre Investitionen zuletzt nicht so stark aus. Wichtigste Wachstumsstütze blieb weiterhin der private Konsum. Dies lag nicht zuletzt an der robusten Lage auf dem Arbeitsmarkt.
„Für die zweite Jahreshälfte ist zwar weiter mit Wachstum zu rechnen, allerdings wird sich die Wachstumsdynamik abschwächen“, sagt Anja Rossen, Konjunkturexpertin am HWWI. Hierfür spreche, dass sich die Stimmung in der Wirtschaft zuletzt deutlich eingetrübt habe.
Quelle: www.bvse.de