Hemmnisse für stoffliche Biomassenutzung abbauen
Bioenergie, insbesondere Biokraftstoffe, werden kontrovers diskutiert – Bietet die stoffliche Nutzung von Biomasse in Form von Baumaterialien, Biokunststoffen oder Schmierstoffen also eine bessere Alternative? Diese Frage wurde jetzt erstmalig umfassend in einem Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) untersucht.
Die Ergebnisse zeigen: Werden nachwachsende Rohstoffe vor einer energetischen Nutzung stofflich genutzt, lassen sich fossile Rohstoffe einsparen, Treibhausgasemissionen vermindern und die Wertschöpfung steigern. So soll Holz in einer längeren Verwertungskette zuerst als Baumaterial oder für die Holzwerkstoffindustrie im Anschluss zum Beispiel für Möbel genutzt werden und erst danach als Holzpellet für die Energiegewinnung. Diese Kaskadennutzung sollte in den Mittelpunkt einer langfristigen Strategie für eine ressourceneffiziente und nachhaltige Biomassenutzung gestellt werden.
Holz, Stärke aus Mais und Weizen, Pflanzenöle und Zucker zählen zu den wichtigsten stofflich genutzten biogenen Rohstoffen. Eine verstärkte stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland hätte erhebliche ökologische und ökonomische Potentiale hinsichtlich Treibhausgasminderung, Wertschöpfung und Beschäftigung, so die Projektergebnisse aus den Szenarien. In diesen wurde angenommen, dass die in Deutschland bisher energetisch genutzte Biomasse in Gänze stofflich genutzt wird.
Ökobilanzen zeigen, dass die stoffliche Nutzung von Biomasse viele Parallelen zur energetischen Biomassenutzung hat, allerdings ist die Kaskadennutzung des Rohstoffs, bei der sich die energetische an die stoffliche Nutzung anschließt, einer rein energetischen Nutzung weit überlegen. Auch ökonomisch hat die stoffliche Nutzung Vorteile. Sie schafft, bezogen auf die gleiche Menge an Biomasse, die fünf- bis zehnfache Bruttowertschöpfung und ebensolche Beschäftigungseffekte. Hauptgrund sind die meist langen und komplexen Wertschöpfungsketten.
Die stoffliche Biomassenutzung wird derzeit nicht finanziell gefördert. Gegenüber der energetischen Biomassenutzung ist sie deshalb kaum wettbewerbsfähig. Verschiedenste Programme und gesetzliche Regelungen begünstigen den Anbau von Energiepflanzen, deren Verarbeitung und direkten Einsatz zur Energiegewinnung – unter anderem durch Steuervorteile. Das steigert die Nachfrage nach Biomasse und folglich deren Preis, was wiederum höhere Pacht- und Bodenpreise nach sich zieht. Eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Kaskadennutzung wird so verhindert. Bei dieser würde Holz in einer längeren Recyclingkette idealerweise zuerst als Baumaterial, dann für Spanplatten, im Anschluss für Möbel und danach für kleine Möbel wie Regale genutzt werden. Erst dann, wenn es sich nicht mehr für Holzprodukte eignet, kann es auch für die Energiegewinnung eingesetzt werden.
UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann: „Die beste Form Biomasse einzusetzen, ist die Kaskadennutzung. Holz oder andere pflanzliche Stoffe sollen so lange wie möglich stofflich genutzt werden, für Bauholz oder Möbel und anschließend für neue Produkte recycelt werden. Erst die Rest- und Abfallstoffe dürfen für die Energiegewinnung eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, vergleichbare Rahmenbedingungen für stoffliche und energetische Biomassenutzung zu schaffen und den Ausbau der Kaskadennutzung voranzutreiben. Das ist die optimale, ressourceneffizienteste Verwertung der Biomasse.“
Die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen zuungunsten der stofflichen Nutzung von Biomasse lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen verringern. Beispielsweise sollte in der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie der EU (RED) sowie bei deren nationaler Umsetzung, dem EEG, die Kaskadennutzung deutlich besser gestellt werden als die direkte energetische Nutzung frischer Biomasse. Ein weiteres Beispiel ist das Marktanreizprogramm (MAP) für Erneuerbare Energien, das die Wärmeerzeugung durch Biomasseanlagen fördert. Würde diese Förderung schrittweise gekürzt werden und würde dadurch die Nachfrage nach Scheitholz-, Hackschnitzel- und Pelletheizungen sinken, ließe sich die Konkurrenz um Holz zwischen dem stofflichen und energetischen Sektor deutlich entschärfen. Um das zu erreichen, sollte auch die Umsatzsteuer für Brennholz erhöht werden. Sie liegt derzeit bei einem reduzierten Satz von sieben Prozent.
In Deutschland werden derzeit etwa 90 Millionen Tonnen an nachwachsenden Rohstoffen genutzt. Knapp die Hälfte davon (48 %) wird stofflich genutzt, die andere Hälfte (52 %) energetisch. Mengenmäßig ist Holz der wichtigste nachwachsende Rohstoff. Es wird in der Säge- und Holzwerkstoffindustrie eingesetzt, als Bauholz für Gebäude oder die Möbelproduktion sowie in der Papier- und Zellstoffindustrie. Die Oleochemie und die chemische Industrie verarbeiten Pflanzenöle, z.B. zu Farben, Lacken und zu Schmierstoffen sowie stärke- und zuckerhaltige Pflanzen zu Tensiden und biobasierten Kunststoffen.
Die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffen, die stofflich genutzt werden, beläuft sich weltweit auf 2,15 Milliarden Hektar. Am meisten wird Holz angebaut, die Stärkepflanzen Mais und Weizen, die Ölpflanzen Ölpalme und Kokosnuss, das Zuckerrohr sowie Baumwolle und Naturkautschuk.
Quelle: www.bvse.de
Im Jahr 2012 sind in der EU insgesamt 380.000 Tonnen Getränkekartons verwertet worden. Doch noch immer gibt es Länder mit Nachholbedarf. Dazu zählt auch die Schweiz.
Die gute Nachricht ist, dass die EU-Länder jedes Jahr besser werden. Seit Beginn der europaweiten Sammelaktivitäten konnte die Menge der erfassten Getränkekartons jedes Jahr um 10 Prozent gesteigert werden, berichtet der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN). Im Jahr 2012 wurden somit 380.000 Tonnen Getränkekartons in den 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie in Norwegen und der Schweiz verwertet. Das entspricht einer Recyclingquote von 40 Prozent.
Vor rund 20 Jahren war Deutschland das erste Land der EU, in dem Getränkekartons aus Haushalten gesammelt und recycelt wurden. Laut FKN kamen 1992 gerade einmal 6.000 Tonnen zusammen. Seitdem hat sich viel geändert, die Erfassungsmenge in Deutschland beziffert der FKN für 2013 auf rund 130.000 Tonnen. Nach den Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wurden 2012 79,4 Prozent aller Verpackungen in Deutschland stofflich verwertet. Auch in den einzelnen Materialbereichen gab es nur wenig Veränderungen. Die Quoten lagen zwischen 48,2 Prozent für Kunststoffe und 93,1 Prozent bei Weißblech. Der Getränkekarton kam auf eine stoffliche Verwertungsquote von 71 Prozent.
Doch die Bundesrepublik ist längst nicht mehr alleiniger Spitzenreiter bei den Recyclingquoten: Auch in Luxemburg und Belgien werden inzwischen 70 Prozent und mehr erreicht. Nicht viel weniger sind es beispielsweise in der Slowakei und Norwegen. Der FKN betont allerdings, dass es auch heute noch Länder gibt, in denen keine Strukturen zur Sammlung und stofflichen Verwertung von Getränkekartons existieren oder noch viel Aufbauarbeit zu leisten ist.
Bis letztes Jahr sei das auch so in der Schweiz gewesen: Auf Initiative von Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak und mit Unterstützung von Gemeinden, Entsorgern, Einzelhändlern und Bürgern vor Ort wurden im Rahmen von Pilotprojekten bereits 35 Sammelstellen in 7 Kantonen eingerichtet. Das Ziel ist es, die Sammlung auf die gesamte Schweiz auszudehnen. „Voraussetzung für ein qualitativ hochwertiges Recycling von Getränkekartons sind effiziente Sammel- und Sortiersysteme“, betont Michael Brandl, Geschäftsführer des FKN.
In den meisten europäischen Ländern werden die Verpackungen direkt beim Haushalt oder in Sammelcontainern in unmittelbarer Nähe erfasst. Was und wie gesammelt wird, ist von Land zu Land und häufig auch von Kommune zu Kommune verschieden. „Das macht den Aufbau von Strukturen, die möglichst homogene Stoffströme generieren sollen, nicht gerade einfacher“, erklärt Brandl.
In Deutschland gibt es drei Aufbereitungsanlagen, weitere Verarbeiter gibt es in Schweden, Polen, Tschechien, Österreich, Italien, Spanien, Frankreich und seit September vergangenen Jahres in England. In der Recyclinganlage von Sonoco Alcore in Halifax kommt laut FKN die neueste Technik zum Einsatz. Viele dieser Recyclingkapazitäten seien das Ergebnis einer intensiven Kooperation und gemeinsamer Initiativen der Getränkekartonindustrie mit ihren skandinavischen Papierlieferanten und Papierfabriken vor Ort, betont der Verband.
Quelle: www.320grad.de
Elektronik- und Buntmetallindustrie stehen vor unruhigen Zeiten
Bei der Verfügbarkeit von Zinn drohen mittelfristig Probleme. Nach Berechnungen der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), ergibt sich ab 2018 ein zunehmendes Defizit auf dem Weltzinnmarkt. Die Ursache liegt in der voraussichtlich deutlich zurückgehenden Zinnproduktion in Indonesien aufgrund immer geringerer Vorräte.
Die zu erwartende jährliche Versorgungslücke von möglicherweise 40 000 t Zinn ist erheblich und kann wahrscheinlich nicht durch einen Verkauf von Zinn aus Lagerbeständen oder Recycling abgewendet werden. Stattdessen müsste es einen Ausgleich durch Substitution in den relevanten Branchen, vor allem der Elektronik- und Verpackungsindustrie, geben. Neue Zinnbergwerke, die den Produktionsrückgang auffangen könnten, sind bis 2020 nicht in Sicht. Handelsrestriktionen in Indonesien führen aktuell zu weiteren Unsicherheiten auf dem Zinnmarkt. Damit sind Preis- und Lieferprobleme vorprogrammiert. „Der Zinnmarkt wird sich gravierend ändern, nur den genauen Zeitpunkt können wir noch nicht konkret definieren“, so Dr. Harald Elsner von der BGR.
Derzeit wird die weltweite Produktion von Raffinadezinn von China, gefolgt von Indonesien und mit weitem Abstand von Malaysia, Peru und Thailand dominiert. Diese fünf Länder produzierten im Jahr 2012 rund 88 % des weltweiten Raffinadezinns von ca. 338 000 t. Insgesamt wird Zinn in 18 Ländern verhüttet. Der Abbau von Zinnmineralen findet weltweit in 25 Ländern statt.
In Deutschland werden jährlich rund 21 000 t Raffinadezinn benötigt. Damit steht Deutschland hinter China, Japan und den USA weltweit an vierter Stelle der Zinnnachfrage. Große Zinnverarbeiter in der deutschen Industrie sind die Elektronik- und Buntmetall-industrie, gefolgt von der chemischen Industrie und der Weißblechindustrie. Die in diesen Branchen tätigen Unternehmen sollten den Markt intensiv beobachten, ihre bisherigen Lieferquellen durch langfristige Verträge absichern, aber zugleich auch diversifizieren sowie die Innovationen in den Bereichen Substitution und Materialeffizienz verstärken, empfehlen die DERA-Rohstoffexperten.
Die Studie „Zinn – Angebot und Nachfrage bis 2020“ ist im Rahmen der Schriftenreihe DERA-Rohstoffinformationen ab Ende April 2014 über die Homepage der Deutschen Rohstoffagentur abrufbar.
Quelle und weitere Informationen: Deutsche Rohstoffagentur
Mit einer stofflichen Wiederverwertung von 93,1 Prozent des verbrauchten Materials konnte Weißblech 2012 seine Spitzenposition unter den Verpackungs-werkstoffen in Deut- schland auf höchstem Niveau behaupten.
Zum siebenten Mal in Folge über 90 Prozent liegend, hat sich der jährlich von der Gesellschaft für Verpackungs-marktforschung veröffentlichte Wert für Weißblech bei Werten um 93 Prozent stabilisiert. Gleichzeitig ist nach einer vorübergehend rückläufigen Entwicklung die Bezugsgröße der verkauften Stahlverpackungen wieder um rund 2 Prozent auf jetzt 501.500 Tonnen angestiegen. Die Verwertungsquote für Weißblechverpackungen aus privatem Verbrauch liegt mit 95,6 Prozent noch höher als die Gesamtquote und belegt die hohe Effizienz der haushaltsnahen Entsorgungssysteme.
Erstmals seit Festlegung der fünfstufigen Abfallhierarchie durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 werden in der aktuellen Statistik der „Recycling-Bilanz für Verpackungen“ stoffliche und energetische Verwertung gesondert ausgewiesen. Dadurch wird noch transparenter, welche Verpackungswerkstoffe im Sinne einer landläufigen Vorstellung von „Recycling“ tatsächlich Wertstoffcharakter haben. Stahl ist ein „permanentes Material“, das auch nach beliebig vielen Wiederverwendungen seine Eigenschaften ungeschmälert beibehält. Die Recyclingbilanz spiegelt die Wertstoffeigenschaft der Weißblechverpackung in der 100-prozentigen Übereinstimmung von Gesamtverwertung und stofflicher Verwertung. Nichts davon geht verloren oder verliert an Qualität, nichts wird verbrannt oder verschmutzt Flüsse und Meere.
Die enorme Effizienz des Recyclings von Verpackungsstahl trägt unmittelbar zur Schonung der Umwelt bei. Jede recycelte Tonne Stahl erübrigt in entsprechendem Maße die aufwändige Erzeugung von Primärstahl. So enthält in stetig wachsendem Maße jedes neu hergestellte Stahlprodukt einen Anteil von wiederverwertetem Stahl. Dieser benötigt weder neu gefördertes Eisenerz noch die Zuschlagstoffe zur Verhüttung und vor allem nicht den hohen Energieeinsatz, der für die Herstellung von Rohstahl erforderlich ist.
„Trotz der erfreulich hohen Rückführungsquote sehen wir jedoch mit Sorge, dass ein zunehmender Anteil auch von Stahlverpackungen aus dem privaten Verbrauch in Grauzonen abwandert und den Dualen Systemen entzogen wird“, merkt Dr. Ulrich Roeske, Vorstandsvorsitzender von Deutschlands einzigem Weißblechhersteller ThyssenKrupp Rasselstein, kritisch an. „Insbesondere Eigenrücknahmesysteme im Einzelhandel und Branchenlösungen bei Großverbrauchern laden ein zu Manipulation und Trittbrettfahrerei. Dem Prinzip der Produktverantwortlichkeit entspräche es jedenfalls besser, wenn diese Möglichkeiten entfielen. Gewinner wären vor allem die Verbraucher“, so Roeske weiter.
Verpackungsverbrauch Weissblech
Quelle und weitere Informationen: ThyssenKrupp Rasselstein
Die Kunststoffrecyclingindustrie mit rund 100 Unternehmen und tausenden Arbeitsplätzen kämpft ums Überleben. Hintergrund ist die EEG-Umlage, die die Unternehmen ab diesem Jahr in vollem Umfang zahlen sollen. In den letzten Jahren hatten die Betriebe nur eine reduzierte EEG-Umlage zu zahlen. Doch jetzt gibt es eine überraschende Kehrtwende des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das darüber entscheidet. Wurden bisher die Erzeuger von Kunststoffregranulaten, die in der kunststoffweiterverarbeitenden Industrie eingesetzt werden, ganz selbstverständlich als „produzierendes Gewerbe“ eingestuft, soll diese Einstufung für das Jahr 2014 zurückgenommen werden und die Kunststoffrecycler in der Konsequenz dieser „Volte rückwärts“ den vollen EEG-Umlagesatz zahlen. So signalisierte es das Bundesamt den betroffenen Unternehmen.
Das aber würde das Aus für viele Betriebe bedeuten. Die volle EEG-Umlage würde bei vielen der mittelständischen Unternehmen, die im harten internationalen Wettbewerb stehen, den erwirtschafteten Überschuss am Jahresende vollkommen aufzehren und teilweise sogar in die Verlustzone führen.
In einem Brief an die Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks baten der Präsident des bvse-Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. Bernhard Reiling sowie bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock deshalb eindringlich um Unterstützung in dieser Frage. „Durch die geänderte Verwaltungspraxis des BAFA werden diese Betriebe massiv in ihrer Existenz bedroht.“
Der Vizepräsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorger e.V. und Geschäftsführer zweier mittelständischer Kunststoffrecyclingunternehmen, Herbert Snell, kann die Argumentation des BAFA nicht nachvollziehen und warnt vor den verheerenden Folgen dieser Fehlentscheidung: „Das Kunststoffrecycling ist integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette im Bereich der Kunststofferzeugung und Kunststoffverarbeitung. Es steht daher außer Zweifel, dass das, was unsere Unternehmen machen, als „produzierendes Gewerbe“ einzustufen ist. Wir fordern das BAFA auf, seine signalisierte Haltung zu revidieren. Wir sagen der Politik ganz deutlich: Wer will, dass das weltweit führende Kunststoffrecycling in Deutschland eine Zukunft haben soll, der muss jetzt handeln. Gefordert sind hier in erster Linie die Bundesumweltministerin und der Bundeswirtschaftsminister.“
Quelle: bvse
Im Rechtsstreit um angebliche Falschaussagen zu biologisch abbaubaren Plastiktüten hat das Landgericht Köln die Klage der Victor Güthoff & Partner GmbH und der Ruppiner Papier- und Folienwerke GmbH gegen die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) abgewiesen (Az 28 O 116/13). Die Richter gaben der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation umfassend Recht. Die beiden Plastiktütenunternehmen hatten die DUH und ihren Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch auf Schadensersatz in Höhe von mehr als 2,7 Millionen Euro verklagt. Grund waren zwei Pressemitteilungen des Umwelt- und Verbraucherschutzverbandes vom April 2012. Darin hieß es, dass die aus Polymilchsäure (PLA) bestehenden Bio-Tragetaschen unter den Bedingungen in den Kompostierungsanlagen überwiegend nicht biologisch abbaubar waren. Dies hatte eine Umfrage unter den Anlagen in Deutschland ergeben.
Die DUH hatte im Jahr 2012 auf die irreführende Werbung für Tragetaschen aus einem biologisch abbaubarem Kunststoff (PLA) hingewiesen und die drei Handelsketten ALDI Nord, ALDI Süd und Rewe wegen der dadurch praktizierten Verbrauchertäuschung abgemahnt. Alle drei Unternehmen verkauften Tüten der Victor Güthoff & Partner GmbH. Entgegen dem auf den Tüten vermittelten Eindruck von Nachhaltigkeit sind die Bioplastiktüten weder umweltfreundlicher als herkömmliche Plastiktüten noch werden sie nach der durch die DUH durchgeführten Umfrage in deutschen Kompostierungsanlagen regelmäßig kompostiert. Nachdem ALDI Nord, ALDI Süd und Rewe gegenüber der DUH erklärten, ihre biologisch abbaubaren Plastiktüten nicht mehr als „100% kompostierbar“ zu bewerben und diese aus dem Sortiment nahmen, wollte sich die Victor Güthoff & Partner GmbH und ihr Tochterunternehmen den dadurch vermeintlich entstandenen finanziellen Schaden von der DUH und ihrem Bundesgeschäftsführer bezahlen lassen. Das Chemieunternehmen BASF lieferte das Material zur Herstellung der Bioplastiktüten und gab ein Gutachten zum Umgang mit Produkten aus diesem Material in Auftrag. Dieses konnte die Zweifel der DUH an der tatsächlichen Kompostierung der Bioplastiktüten jedoch nicht widerlegen.
„Der dreiste Versuch des Plastiktütenherstellers Victor Group, einen Umweltschutzverband und seinen Geschäftsführer kaltzustellen und sich auch noch den vermeintlich finanziellen Schaden, der ihr aufgrund irreführender Versprechen zu Bioplastiktüten entstanden sein soll, bezahlen zu lassen, ist damit gescheitert“, erklärt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Dass einer der größten Plastiktütenhersteller Deutschlands die DUH verklagt hat, ist für Resch nicht überraschend. Immerhin setzt sich die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation seit 2012 mit ihrer Kampagne „Einweg-Plastik kommt nicht in die Tüte“ für eine Reduzierung des Verbrauches umweltschädlicher Einwegplastiktüten in Deutschland ein.
„Das Urteil des Landgerichts Köln stärkt Umwelt- und Verbraucherschutzverbände in ihrer Arbeit und hat gezeigt, dass sie nicht durch Klagen in Millionenhöhe mundtot zu machen sind“, sagt Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger, der die DUH in dem Rechtsstreit vertreten hat.
Das am 15. Januar 2014 verkündete Urteil des Landgerichts ist noch nicht rechtskräftig.
ifo Konjunkturprognose 2013/2014
Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland wird sich im kommenden Jahr beschleunigen. Darauf deutet das ifo Geschäftsklima hin, das in den vergangenen Monaten eine deutliche Aufwärtstendenz gezeigt hat. Auch bessert sich das weltwirtschaftliche Umfeld.
Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind ebenfalls günstig. Die Unsicherheit bei den Unternehmen ist gesunken, und für die Anleger bleibt sie bei einer Auslandsanlage hinreichend hoch, um das Interesse an einer vergleichsweise sicheren Investition in Deutschland aufrecht zu erhalten. Die Einkommensperspektiven der privaten Haushalte sind gut.
Vor diesem Hintergrund wird die konjunkturelle Expansion voraussichtlich von der Binnenwirtschaft getragen. Im Jahresdurchschnitt 2014 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt, bei einem Unsicherheitsintervall (2/3 Wahrscheinlichkeit) von 0,8 % bis 3,0 %, daher um 1,9 % zunehmen.
Weitere Informationen:
Verlagerungen der Produktionskapazitäten nach Asien / Deutsche bauen Fertigungsstandorte in Schwellenländern aus / Von Sofia Pankratz
Deutsche Kunststoffhersteller haben es zurzeit nicht leicht. Die Nachfrage auf dem wichtigsten Absatzmarkt Europa wächst nur verhalten. Dagegen bekommt die Konkurrenz aus den USA kräftigen Rückenwind durch billige Energie und sinkende Rohstoffpreise. Mittelfristig müssen europäische Hersteller mit weiteren Marktverschiebungen in Richtung Asien und den Nahen Osten rechnen. Deutsche Firmen bauen deshalb ihre Fertigungsstandorte in Schwellenländern aus.
Deutsche Kunststoffhersteller stehen zurzeit vor zahlreichen Herausforderungen. Die Produktion wächst verhalten, weil die Nachfrage nach Kunststoffen auf dem europäischen Binnenmarkt, dem wichtigsten Absatzmarkt, nur langsam zunimmt. Für das Gesamtjahr 2013 rechnen die Unternehmen mit einer Produktionssteigerung um 1,5%, so Dr. Josef Ertl, Vorstandsvorsitzender des Verbandes PlasticsEurope Deutschland. Eine ähnliche Entwicklung wird für 2014 erwartet. „Aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und insbesondere der zahlreichen Unwägbarkeiten rund um den Euro blicken wir verhalten optimistisch in die Zukunft“, schlussfolgert Ertl.
Während in Deutschland steigende Stromkosten die Kunststoffproduktion verteuern, erstarkt die Konkurrenz aus den USA angesichts des neuen Rohstoffreichtums. Schiefergas habe Kunststoffunternehmen jenseits des Atlantiks günstige petrochemische Rohstoffe und billige Energie beschert und das habe zur Gründung eines neuen petrochemischen Hubs geführt, erklärt Dr. Ertl gegenüber Germany Trade and Invest. Auch Prof. Bernhard Rieger von der Technischen Universität München weiß: „Der Schwerpunkt der aktuellen Entwicklung liegt schlicht auf der wirtschaftlicheren Herstellung von Standard- und technischen Kunststoffen.“ In Europa konzentrierten sich die Firmen auf Innovationen, um sich am Weltmarkt zu positionieren. Die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und in Europa lebt daher nicht zuletzt von den hier existierenden Clustern und der engen Kooperation zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Dennoch müssen sich europäische Kunststoffhersteller darauf einstellen, dass sich die Kunststoffmärkte mehr und mehr in Richtung Asien und in den Nahen und Mittleren Osten bewegen. Weil in den Schwellenländern der Kunststoffverbrauch am stärksten wächst, entstehen neue Produktionskapazitäten zunehmend dort, und weniger in den gesättigten Märkten der Industrienationen. So wird beispielsweise die weltweite Polypropylen-Kapazität von aktuell rund 62 Mio. auf 83,5 Mio. t im Jahr 2019 steigen, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Ceresana hervorgeht. Rund 57% dieser Kapazitäten werden voraussichtlich im asiatischen Raum geschaffen. Schon heute ist Asien mit einem Anteil von 44% die stärkste Region in der Weltkunststoffproduktion. Auch beim Verbrauch wichtiger Kunststoffprodukte wie Polypropylen (PP) und Polyvinylchlorid (PVC) sind die Asiaten Spitzenreiter.
BASF und Bayer bauen Kapazitäten im Nahen Osten und China aus
Um die wachsende Nachfrage in den Schwellenländern besser bedienen zu können, investieren deutsche Chemieriesen wie BASF und Bayer intensiv in neue Produktionsstätten im Nahen Osten und in Asien. So hat BASF kürzlich eine neue Anlage für Customer Specific Blends (CSBs) in Bahrain eröffnet, um die Kunden in den Golfstaaten mit maßgeschneiderten Additiven versorgen zu können. Die Chancen, die in der weltweiten Präsenz ihrer Additiv-Sparte liegen, werde BASF zukünftig noch stärker durch zunehmende eigene Produktion in Wachstumsmärkten wie im Nahen und Mittleren Osten und in Asien sowie durch Investitionen in Produktionskapazitäten für neuartige Additive nutzen, erklärte Dr. Frithjof Netzer, Senior Vice President bei BASF. Darüber hinaus hat der Chemiekonzern seine Produktionskapazitäten für Antioxidantien in Singapur ausgebaut.
Das Unternehmen Bayer MaterialScience, eine Tochtergesellschaft des Bayer Konzerns, wird in den kommenden Jahren rund 1 Mrd. Euro in den Ausbau seiner Produktion in Shanghai investieren. So sollen die Kapazitäten für den Polyurethan-Rohstoff MDI mehr als verdoppelt werden: auf 1 Mrd. t pro Jahr, gab das Unternehmen bekannt. Die Produktion des Hochleistungskunststoffs Polycarbonat, der zunehmend im Fahrzeugbau anstelle von Glas verwendet wird, soll auf 500.000 Jahrestonnen gesteigert werden. Zudem wird die Hauptverwaltung des Geschäftsbereichs Polycarbonates vom Stammsitz Leverkusen nach Shanghai umziehen. „Die Erweiterung unserer Kapazitäten in China ist ein wichtiger Schritt, um unsere Präsenz in den Schwellenländern deutlich auszubauen“, so der Vorstandsvorsitzende bei Bayer, Dr. Marijn Dekkers.
Polymer-Gruppe investiert in PVC-Extrusionslinie in Russland
Auch mittelständische Unternehmen weiten ihre Aktivitäten in Wachstumsmärkten aus. Die zur deutschen Polymer-Gruppe gehörende Tochtergesellschaft Polymer-Chemie Rus nahm beispielsweise im Herbst 2013 eine PVC-Extrusionslinie am russischen Produktionsstandort Tula in Betrieb. Mit dieser Investition will das Unternehmen auch lokal produzierte Hart-PVC-Granulate in westeuropäischer Qualität am russischen Markt absetzen. Polymer Chemie-Rus wurde 2007 zunächst als reine Vertriebsgesellschaft in Moskau gegründet. Im Jahr 2010 startete die Fertigung im Werk Tula, unweit vom Kfz-Produktionsstandort Kaluga. Die Aktivitäten dort konzentrieren sich auf die Herstellung von Hart- und Weich-PVC-Compounds, die als Dryblend oder Granulat geliefert werden. Das Produktionsgebäude ist laut Unternehmensangaben für zehn bis zwölf Compoundieranlagen und eine Jahresmenge bis 100.000 t konzipiert.
Über die kürzlich erfolgte Anlagenerweiterung hinaus strebt die Polymer-Gruppe in Russland weitere Compoundieraktivitäten an. Neben PVC-Compounds, die insbesondere im Bauwesen verwendet werden, sollen dort laut Unternehmensangaben zukünftig Polyethylen-Compounds für Verpackungsfolien sowie Polypropylen-, Polyamid- und Polyester-Compounds für die Automobilindustrie produziert werden. Die Polymer-Gruppe strebt mit dem Aufbau des Compoundierstandortes in Tula eine führende Position im russischen Markt an.
„K2013“ präsentiert Innovationsfelder für Kunststoffe
Themenschwerpunkte der diesjährigen Düsseldorfer Kunststoffmesse „K2013“, die im Oktober abgehalten wurde, waren nachhaltige Lösungen, mit denen der Ressourcenverbrauch und die Prozesskosten minimiert werden können. Dabei standen bei den Erzeugern die Automobilindustrie, Elektrotechnik/Elektronik und Verpackung im Mittelpunkt. So basieren beispielsweise neue Antriebskonzepte bei Fahrzeugen auf Leichtbaukonstruktionen. Diese Herausforderungen führten nicht nur zum Einsatz faserverstärkter Materialien, sondern erforderten darüber hinaus Kunststoffe, die anstelle von Metallen oder als Metall/Kunststoff-Verbundteile (Hybride) zum Einsatz kommen, sagt der Münchener Prof. Bernhard Rieger, Mitglied des Innovationskreises der „K2013“. Ähnliches gelte für transparente Fahrzeugdächer und andere Karosserieteile.
Faser-Kunststoff-Verbund als Werkstoff bietet auch in anderen Anwendungsfeldern zunehmende Einsatzmöglichkeiten. Hierzu zählt beispielsweise der Windenergiemarkt. Der brauche extrem viele Faserverbundstoffe, die in Rotorblättern und in Türmen zum Einsatz kommen, erklärt Peggy Görlitz, Senior Managerin bei Germany Trade and Invest. Auch die Bauindustrie werde zukünftig stärker auf Faserverbundwerkstoffe setzen. Der faserverstärkte Kunststoff soll dann vermehrt für den Brücken- und Schienenbau sowie für den Gebäudebau verwendet werden. Diese seien Themen für die nächsten 20 Jahre, so die Marktexpertin für Kunststoffe.
Quelle: www.bvse.de
Zwischen Januar und September 2013 haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes insgesamt 77 Unternehmen aus dem Wirtschaftsbereich „Wasserversorgung, Entsorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen“ Insolvenz beantragt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 71 Betriebe. Die Zahl der Insolvenzen ist damit um 8,5 Prozent gewachsen. 69 Insolvenzanträge (Vorjahreszeitraum: 61) entfielen auf die Entsorgungsbranche (bereinigt um Unternehmen der Wasserwirtschaft).
Tatsächlich eröffnet wurden 52 Verfahren von Betrieben die in der „Sammlung, Abfallbeseitigung, Rückgewinnung“ sowie der „Beseitigung von Umweltverschmutzung und sonstige Entsorgung“ tätig sind. Mangels Masse abgewiesen wurden 17 Verfahren.
Mit Blick auf die gesamte Branche (inkl. Wasserwirtschaft) geht das Statistische Bundesamt von einer Forderungshöhe von 99,8 Mio. Euro aus. Das sind rund 10 Mio. Euro mehr als in den ersten drei Quartalen des Vorjahreszeitraumes. 630 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind betroffen.
Über alle Wirtschaftsbereiche betrachtet lag die Zahl Unternehmensinsolvenzen in den Monaten Januar bis September 2013 bei 19 924. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 8,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
Quelle und weitere Informationen: www.bvse.de bzw. Statistisches Bundesamt
Die Bundesregierung hat am 30. August 2013 die Verordnung zur Fortentwicklung der abfallrechtlichen Überwachung beschlossen und sie im weiteren Gesetzgebungsverfahren dem Bundesrat zur Zustimmung nach Artikel 80 Absatz 2 des Grundgesetzes übersandt.
Die Artikelverordnung enthält als Kernstück die neue Verordnung über das Anzeige- und Erlaubnisverfahren für Sammler, Beförderer, Händler und Makler von Abfällen (AbfAEV), die der Umsetzung der europäischen Abfallrahmenrichtlinie und des deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetzes von 2012 dient. Gleichzeitig sind dort auch einige redaktionelle Anpassungen verwandter abfallrechtlicher Vorschriften beschlossen worden.
Bei dieser Gelegenheit haben Behördenvertreter bestimmter Bundesländer über den Bundesrat erreicht, dass es nicht nur bei diesen redaktionellen Änderungen bleibt, sondern auch eine gravierende inhaltliche Verschärfung in der Entsorgungsfachbetriebeverordnung vorgenommen wird. Während bisher die Regelvermutung galt, dass Inhaber und weitere verantwortliche Mitarbeiter von Entsorgungsfachbetrieben nicht mehr als zuverlässig gelten, wenn sie mit einer Geldbuße von mehr als 5000 Euro belegt worden sind, soll dieser Schwellenwert nun bei 2500 Euro liegen. Dies erfolgt im Prinzip ohne inhaltliche Begründung allein mit der Anmerkung, „Der in der Verordnung vorgesehene Betrag von 5000 Euro wird nach den Erfahrungen in der Vollzugspraxis kaum einmal erreicht.“
Soll hier aus der Tatsache, dass es bei zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben nur wenige bzw. minderschwere Rechtsverstöße gegeben hat, der Schluss gezogen werden, die Beurteilungskriterien der Behörden müssten verschärft werden, um einen gefühlten Makel zu bestätigen? Die Branche ist geschockt, insbesondere auch über das Prozedere. Denn der Beschluss zu einer Herabsetzung der Bußgeldgrenze zur Zuverlässigkeit erfolgte ohne die erforderliche vorherige breite fachliche Diskussion mit der Branche bzw. den Zertifizierern. Es steht zu befürchten, dass durch die Entscheidung der Behördenvertreter ein etabliertes und hoch wirksames Zertifizierungssystem wie der Entsorgungsfachbetrieb im Endeffekt eher geschwächt als gestärkt wird.
Die EVGE apelliert aus dieser Erfahrung heraus an die Behörden und Ministerien, zumindest zur in Kürze anstehenden Novellierung der Entsorgungsfachbetriebeverordnung die Chance zur frühzeitigen Diskussion inhaltlicher Punkte mit den deutschen Entsorgergemeinschaften der EVGE zu nutzen und erklärt ausdrücklich hierzu ihre Gesprächsbereitschaft.“
Die EVGE ist die Dachvereinigung der führenden Gemeinschaften zur Zertifizierung von Entsorgungsfachbetrieben in Europa.
Werden die Rohstoffe knapp? Ist die Rohstoffversorgung für den Technologiestandort Deutschland durch Importe gesichert? Welchen Anteil steuert das Recycling zur Deckung des Rohstoffbedarfs bei? Zur Beantwortung dieser und anderer wichtiger Fragen stellt der neue Rohstoffsituationsbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die nötigen Daten und Fakten zur Verfügung.
Der seit 1980 jährlich erscheinende Bericht ist eine Gesamtdarstellung der Situation der nichterneuerbaren Rohstoffe für Deutschland. Als geowissenschaftliches Kompetenzzentrum informiert die BGR die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft über aktuelle Entwicklungen zur Rohstoffproduktion im eigenen Land, den Außenhandel, die Preisentwicklung sowie den Verbrauch mit Blick auf die Versorgungssituation Deutschlands mit mineralischen und Energierohstoffen. Zudem wird auch die Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten dargestellt und bewertet. Datengrundlage für die Studien sind die bei Veröffentlichung verfügbaren Zahlen und Fakten des jeweiligen Vorjahres.
Auf dieser Grundlage ermittelten die BGR-Experten für das Jahr 2012 eine inländische Förderung von 198,8 Millionen Tonnen Braunkohle, Steinkohle und Erdöl sowie ein Volumen von 11,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas/Erdölgas. Außerdem wurden in Deutschland rund 562 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe und 8,2 Millionen Kubikmeter Torf produziert. Alles zusammen entspricht einem Wert von insgesamt rund 21,6 Milliarden Euro. Damit nahm der Wert der produzierten einheimischen Rohstoffe im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent zu. Dem gegenüber musste Deutschland, das auf Rohstoffimporte angewiesen ist, im Jahr 2012 mineralische Rohstoffe und Energierohstoffe im Wert von rund 150,5 Milliarden Euro einführen. Das war im Vergleich zu 2011 ein Plus von 6,1 Prozent. Betrachtet man die Situation der beiden Jahre zuvor, in denen es eine kräftige Steigerung von jeweils mehr als 25 Prozent gegeben hatte, so fiel der Anstieg 2012 eher moderat aus. Verantwortlich für die zusätzlichen Ausgaben waren die Einfuhren von Energierohstoffen, deren Wert allein um 14,1 Prozent stieg. Dagegen gingen die Ausgaben bei Metall- und Nichtmetallrohstoffen um 8,5 bzw. 4 Prozent zurück.
Eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Versorgung mit Rohstoffen spielt das Recycling. In der deutschen Raffinade- und Rohstahlproduktion stammten – wie auch schon in den Vorjahren – mehr als 60 Prozent des Aluminiums, rund 43 Prozent des Kupfers sowie rund 45 Prozent des Rohstahls aus sekundären Rohstoffen. Durch das Recycling von Metallrohstoffen sowie den Zukauf von Schrott und Abfällen – überwiegend aus EU-Staaten – konnte Deutschland die Importabhängigkeit deutlich reduzieren.
„Die ausreichende Versorgung mit Rohstoffen ist für den Technologiestandort Deutschland mittel und langfristig unabdingbare Voraussetzung und zugleich größte Herausforderung. Der sichere Zugang zu Rohstoffen ist und bleibt die Achillesferse der deutschen Wirtschaft. Insbesondere mit Blick auf die erneuerbaren Energie-Technologien – z. B. Windkraft- und Photovoltaikanlagen – sind spezifische Rohstoffinformationen das A und O. Gerade vor dem Hintergrund der sich schnell verändernden Rohstoffmärkte stellen diese Rohstoffdaten einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar“, verweist der Leiter der BGR-Rohstoffabteilung, Dr. Volker Steinbach, auf die Bedeutung des BGR-Rohstoffsituationsberichts.
Quelle und weitere Informationen: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
Im November hat sich die Rohstahlerzeugung in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 6 Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen erhöht. Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monatsvergleich ergibt sich ein Zuwachs von 3 Prozent. Die Kapazitätsauslastung lag im Mittel der Monate September bis November bei 86 Prozent, verglichen mit knapp 84 Prozent im bisherigen Jahresverlauf. Die Erholung der Stahlkonjunktur schreitet voran, wird aber auch durch lagerzyklische Faktoren begünstigt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.stahl-online.de
Jury Umweltzeichen beschließt neue Vergabegrundlagen
Gewebe aus Recycling-Kunststoffen sollen künftig mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet werden und Verbrauchern so die Orientierung bei der Entscheidung ökologischer Produkte erleichtern. Das teilte das Bundesumweltministerium mit. Die Jury Umweltzeichen beschloss auf ihrer jüngsten Sitzung entsprechende Vergabegrundlagen.
Eine stoffliche Verwertung von sogenannten Post-Consumer-Abfällen, die den weitaus größten Teil des Kunststoff-Gesamtabfallaufkommens ausmachen, ist aus ökologischer Sicht anderen Verwertungsvarianten überlegen. Die neue Vergabegrundlage für sogenannte textile Flächengebilde wie Fassadenabdeckungen oder Werbematerialien gilt für Produkte, die einen hohen Anteil an Recyclingkunststoff haben, gute Umweltstandards in der Produktion erfüllen und auf gesundheits- und umweltgefährdende Chemikalien verzichten. Vorteile für Umwelt und Gesundheit sind die Schonung natürlicher Ressourcen durch Einsatz von Recyclingkunststoffen sowie die Vermeidung umwelt- und gesundheitsbelastender Chemikalien im Produkt.
Quelle und weitere Informationen: www.bvse.de und BMU
Die neue Studie vom bifa Umweltinstitut zeichnet ein zukunftsgerichtetes Bild der ökologischen und ökonomischen Wirkungen von Photovoltaik (PV)-Systemen entlang des gesamten Lebenszyklus.
Bewertet wurden die Herstellung der PV-Systeme, deren Betrieb in verschiedenen Anwendungsfällen sowie unterschiedliche Recyclingszenarien. Untersucht wurden Wafer- sowie Dünnschicht-Technologien. Die Bewertung erfolgt nicht nur als Momentaufnahme, sondern beschreibt auch die Potenziale mittelfristiger Entwicklungen. Die Studie wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz realisiert und durch eine Vielzahl von in der Photovoltaik-Branche tätigen Unternehmen unterstützt.
PV ist eine besonders umweltfreundliche Art der Stromerzeugung, deren Umweltwirkung (u.a. Klimawandel, saurer Regen, Ressourcenverbrauch) um den Faktor 10 bis 20 geringer ist als bei Stromer-zeugung mit fossilen Energieträgern. Abseits der Umweltbewertung unterscheiden sich „Strom aus PV“ und „Strom aus fossilen Energien“ jedoch in einigen Merkmalen wie z. B. der Regelbarkeit. Vor diesem Hintergrund sind die Umwelt-Unterschiede der untersuchten PV-Technologien nur gering. Die Ursachen der umweltbezogenen Ergebnisse variieren jedoch durch die grundlegend unterschiedliche Fertigung von Wafer-basierten und substratbeschichteten Modulen/Laminaten. Bei der Kostenbetrachtung stehen nicht die PV-Technologien im Vordergrund, sondern deren Einsatz in unterschiedlichen Anwendungsfällen.
Der Einsatz von PV auf Großdächern weist durch die Nutzung schon bestehender Infrastruktur (z. B. Dachneigung oder Netzanschluss) die beste umweltbezogene Bewertung auf. Freiflächenanlagen schneiden durch den überproportionalen Aufwand für die weiteren Systemkomponenten (z. B. Unterkonstruktion und Verkabelung) demgegenüber etwas schlechter ab. Für die PV-Systeme ergeben sich je nach Anwendungsfall und Technologie Energierücklaufzeiten zwischen 0,6 und 1,3 Jahren. Das Potential einer erfolgreichen Umsetzung eines integrierten und technologisch hochwertigen Recyclingsystems erweist sich aus Umweltsicht als bedeutsam. Für Wafer-basierte Module könnten beispielsweise mehr als 20 % der Umwelt-Aufwendungen aus der Herstellung eingespart werden.
Der bifa-Text Nr. 62 „Ökoeffizienzanalyse von Photovoltaikmodulen“ enthält eine ausführliche Dokumentation der Hintergründe und wissenschaftlichen Zusammenhänge.
Quelle und Bezug der Studie: bifa Umweltinstitut
Im November ist der HWWI-Rohstoffpreisindex im Vergleich zum Durchschnitt des Oktobers auf US-Dollar-Basis um 2,2 % und in Euro um 1,1 % gesunken. Damit notiert der Index in US-Dollar in etwa auf dem Stand von vor einem Jahr, während er in Euro 4,6 % darunter liegt. Der Preisrückgang im letzten Monatsdurchschnitt betraf die Mehrzahl der Rohstoffe. Rohöl verbilligte sich im Index um 2,7 % (in Euro: -1,7 %), der Index für NE-Metalle sank um 2,6 % (in Euro: -1,7 %)
Der Index für Eisenerz und Stahlschrott verteuerte sich dagegen im Index um 3,8 % (in Euro: +4,9 %), genauso wie der Kohlepreis, der sich im letzten Monat um 3,4 % (in Euro: +4,6 %) erhöhte.
Bei den NE-Metallen gab besonders der Aluminiumpreis nach (in US-Dollar: -3,8 %, in Euro: -2,8 %). Der Aluminiumpreis fiel auf einen Stand so niedrig wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr, da Angebotsüberschüsse vorliegen und die Lagerbestände zurzeit sehr hoch sind. Auf den Preisverfall reagierten große Aluminiumproduzenten mit Produktionskürzungen. Gerade Produzenten aus dem Mittleren Osten, die aufgrund niedriger Energiekosten zu vergleichsweise geringen Kosten produzieren können, erhöhten den Wettbewerbskampf auf dem Aluminiummarkt. Doch nicht nur Aluminium verbilligte sich im letzten Monat, sondern auch alle anderen NE-Metalle im Index.
„Insbesondere die Befürchtung, dass die amerikanische Notenbank ihre extrem expansive Geldpolitik beenden könnte, drückte auf die Preise“, sagt Leon Leschus, Rohstoffexperte am HWWI. So sanken neben dem Aluminiumpreis besonders die Preise für Nickel um 2,6 % (in Euro: -1,5 %) und für Kupfer um 1,7 % (in Euro: -0,6 %). Mitte November fiel der Kupferpreis auf ein Dreieinhalbmonatstief zurück. Auch hier setzte die gute Versorgungslage die Preise unter Abwärtsdruck, da die Kupferproduktion in Chile und Indonesien in diesem Jahr weiter stark ausgedehnt worden war.
Der Preis für Eisenerz hat sich im Gegensatz zu den NE-Metallen im November erhöht. Zu den Preissteigerungen trug die verstärkte Eisenerznachfrage aus China bei, wo die staatlichen Infrastrukturprojekte den Bedarf an Stahl erhöhten.
Quelle: www.hwwi.org.
„Der vorliegende Koalitionsvertrag ist weder mutig noch innovativ, sondern unverbindlich. Das reicht nicht aus, um in den nächsten vier Jahren neue, dringend notwendige Impulse für eine Stärkung der Sekundärrohstoffwirtschaft und mehr Recycling in Deutschland zu setzen“, kritisiert Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.
Als positiv wertet Rehbock zwar die Aussage, dass die Koalitionäre die „rechtlichen Grundlagen zur Einführung der gemeinsamen haushaltsnahen Wertstofferfassung für Verpackungen und andere Wertstoffe“ schaffen wollen. Doch vermeiden die zukünftigen Regierungsparteien konkrete Festlegungen oder Zielsetzungen. Immerhin, so Rehbock, ist dem Koalitionsvertrag zu entnehmen, dass die bestehende Recyclingverantwortung für Verpackungen auch für Produkte weiterentwickelt werden soll. Wie das aber geschehen soll, bleibt jedoch im Dunklen, bedauert der bvse-Hauptgeschäftsführer.
Rehbock: „Wir setzen uns für ein Wertstoffgesetz ein, dass für mehr Recycling, für fairen Wettbewerb sorgt und auf die Einbindung des Mittelstandes setzt.“
Für den bvse ist es zu wenig, dass anspruchsvolle Recyclingquoten gefestigt werden sollen. „Das ist eine andere Formulierung für Stillstand statt Fortschritt. Die gegenwärtigen Recyclingquoten entsprechen schon lange nicht mehr dem Stand der Technik. Wir müssen hier schon erwarten dürfen, dass sich die Politik zumindest für anspruchsvollere Ziele einsetzt“, fordert Eric Rehbock.
Als „durchweg positiv“ betrachtet der bvse jedoch die Aussagen zur Novellierung des Elektro- und Elektronikgesetzes, das geändert werden soll. Höhere Sammelquoten, Ausbau der Rücknahmesysteme und Maßnahmen zur Eindämmung illegaler Exporte finden die klare Unterstützung des Recyclingverbandes.
Der bvse begrüßt weiter, dass sich die Koalitionäre auf eine Ausgleichsregelung zur EEG-Umlage für „stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb“ verständigt haben. „Wir erwarten in diesem Zusammenhang jedoch, dass dieses Kriterium auch auf die gesamte Recyclingbranche Anwendung findet“, fordert bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock.
„Erfreulich und für die Branche keine Nebensächlichkeit“, so Eric Rehbock, sei auch, dass die Sekundärrohstoff-Wirtschaft erstmals als eigenständiger Wirtschaftsbereich anerkannt wird.
Insgesamt reagiert der bvse auf das Verhandlungsergebnis jedoch „ziemlich ernüchtert“. „Da gibt es noch viel Luft nach oben“, betont der bvse-Hauptgeschäftsführer abschließend.
Quelle: www.bvse.de
Modernes Abfallmanagement bietet vielfältige Geschäftschancen / Von Necip C. Bagoglu
Istanbul (gtai) – Private Unternehmen und kommunale Gebietskörperschaften in der Türkei investieren immer mehr in Abfallmanagementprojekte. In den kommenden Jahren rechnet das Umweltministerium mit Ausgaben von rund 8 Mrd. Euro in diesem Bereich. Um Vorhaben der Recyclingindustrie besser fördern zu können, hat die Regierung einen Strategie- und Aktionsplan geschaffen. Für ausländische Unternehmen dürften sich interessante Kooperationschancen ergeben. (Kontaktanschriften)
Der türkische Recyclingmarkt besitzt ein immenses Wachstumspotenzial. Denn bislang werden nur 7% aller anfallenden Abfälle im Land wiederverwertet, so die Angaben der türkischen Recycling-Föderation (Geri Dönüsümcüler Birligi Federasyonu). Eine kommerzielle Recyclingindustrie ist also noch kaum vorhanden. Expertenschätzungen zufolge erreicht der Abfallverwertungsmarkt ein jährliches Umsatzvolumen von circa 5 Mrd. Euro. Weil die Branche jedoch noch in den Kinderschuhen steckt, sind verlässliche Statistiken nur schwer erhältlich. Das Ministerium für Umwelt und Stadtplanung prognostiziert für die kommenden Jahre Investitionen im Umfang von 7 Mrd. bis 9 Mrd. Euro. Die Nachfrage nach Beratungs- und Planungsleistungen sowie nach technischer Ausrüstung dürfte also bald deutlich zunehmen.
Private Unternehmen entdecken Recyclingpotenzial
Die meisten Investitionen im Bereich des Abfallmanagements kämen zurzeit von kommunalen Gebietskörperschaften, sagt Muhammet Sarac, Präsident des Verbandes für Abfall- und Umweltmanagement TAYCED. Doch auch private Firmen, darunter Sabanci Holding, ITC (Invest Trading Consulting), Eren Holding, Icdas und Inci Holding, investieren vermehrt in Recyclingprojekte. So wird ITC laut Vorstandsvorsitzendem Ali Kantur insgesamt 750 Mio. US$ ausgeben, um neue Kraftwerke in Antalya, Alanya und Aksaray zu bauen. Sie sollen mit Abfall befeuert werden. ITC betreibt zurzeit 18 solche Kraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 46 MW. Rund 90% des angelieferten Mülls werden dort vernichtet.
Die Sabanci Holding realisiert in ihren Zementunternehmen Cimsa und Akcansa zurzeit Projekte im Bereich der Energiegewinnung aus Abfällen und Rückständen. Dafür hat die Unternehmensgruppe rund 200 Mio. $ investiert. Die Produktionskosten in den besonders energieintensiv arbeitenden Zementwerken konnten dadurch spürbar reduziert werden. Darüber hinaus werden in elf Provinzen weitere ähnliche Projekte durchgeführt oder sind geplant. Zusammen mit den bereits arbeitenden Anlagen erreicht Sabanci eine Kapazität von circa 200 MW. Fachleute gehen davon aus, dass aus Abfällen Kraftwerkskapazitäten von insgesamt 500 bis 600 MW aufgebaut werden können.
Das Papierunternehmen Eren Holding plant 2014 und 2015 neue Projekte zur Verwertung von Altpapier. So will die Firma eine 300 Mio. Euro teure Papierfabrik in Corlu bauen, in der als Rohstoff zu 100% Altpapier eingesetzt werden soll. Vorgesehen ist eine Jahreskapazität von 400.000 t. In ein weiteres Energiegewinnungsprojekt aus Altpapier möchte das Unternehmen 80 Mio. Euro investieren.
Die Firma Icdas ist in der Verwertung von alten Eisen- und Stahlprodukten aktiv und besitzt eine Stahlschmelze mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität von 5,5 Mio. t. Um eine verbesserte Verwertung des angelieferten Schrotts zu erreichen, will Icdas 10 Mio. $ in ein Schneidwerk investieren. Dort sollen Stahlteile vor der Schmelze zerkleinert werden. Beim Recycling von Eisen und Stahl besteht nach Einschätzung von Fachleuten ein erhebliches Wachstumspotenzial. Weil die Türkei weltweit einer der größten Schrottimporteure ist, sind Wiederverwertungsprojekte in diesem Bereich von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Ein hohes Recyclingpotenzial im Eisen- und Stahlsektor bieten ferner die Abwrackwerften im Land. Die Türkei ist nach der VR China weltweit der zweitgrößte Betreiber von solchen Werften. Im Schiffsbauzentrum in Aliaga bei Izmir arbeiten zurzeit 21 Firmen, die schwimmende Stahlkolosse zerlegen und daraus hohe Mengen an Stahlschrott gewinnen, der anschließend an Eisen- und Stahlwerke geliefert wird. Aus den Abwrackaktivitäten wurden 2012 insgesamt 927.000 t Schrott produziert (2009: 298.000 t). Im Jahr 2013 soll die 1 Mio. t-Grenze überschritten werden.
EU-Integration setzt stärkeres Engagement voraus
Für eine zusätzliche Dynamik am Recyclingmarkt sorgen neue gesetzliche Bestimmungen im Bereich der Abfallentsorgung, die im Zuge der EU-Integration von türkischen Behörden erlassen werden. So müssen zum Beispiel nach einer Verordnung des Ministeriums für Umwelt und Stadtentwicklung (Cevre ve Sehircilik Bakanligi; http://www.csb.gov.tr) Produzenten von Elektronikware seit Mitte 2013 für ein geordnetes Recycling alter Geräte sorgen. Demnach müssen die Hersteller im Durchschnitt etwa die Hälfte ihrer verkauften Geräte wieder zurücknehmen. Bei großen elektronischen Haushaltsartikeln strebt das Ministerium für 2013 eine Recyclingquote von 65% (2018: 75%) und bei kleinen Geräten von 40% (2018: 50%) an. Für Informations- und Kommunikationstechnikware beträgt die geplante Quote für dieses Jahr 50% (2018: 65%).
Staatlicher Strategie- und Aktionsplan für Recycling
Das Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie (Bilim, Sanayi ve Teknoloji Bakanligi; http://www.sanayi.gov.tr) hat einen „Nationalen Strategie- und Aktionsplan für Recycling 2013 bis 2016“ erarbeitet. Dieser soll in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung umgesetzt werden. Der Plan, der voraussichtlich Anfang 2014 offiziell verkündet wird, enthält nach vorläufigen Verlautbarungen mehrere grundlegende Maßnahmen zur Organisation und Förderung der Recyclingbranche.
Dem Vernehmen nach sollen alle Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Vorhaben zum Technologietransfer zukünftig zusätzliche staatliche Förderungen erhalten. Insbesondere ist die Unterstützung kleiner und mittelständischer Betriebe vorgesehen. Bereits jetzt profitieren Unternehmen, die in Recyclingvorhaben investieren, von Steuer- und Zollvergünstigungen, zum Beispiel beim Import der benötigten Maschinen und Ausrüstungen. Zur Gewinnung verlässlicher Statistiken zur Recyclingbranche plant die Regierung außerdem die Integration sämtlicher Datensysteme der involvierten Institutionen. Sie sollen als Basis für Planungen und praktische Entscheidungen dienen.
Nach dem Strategie- und Aktionsplan sollen des Weiteren Staatsunternehmen und Behörden mit den notwendigen Etatmitteln ausgestattet werden, um die geplanten Maßnahmen finanzieren zu können. Darüber hinaus sollen zur Schaffung eines effizienten Abfallmanagementsystems die geltenden Gesetze und Verordnungen in regelmäßigen Abständen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit sorgfältig überprüft werden und gegebenenfalls an die aktuellen Erfordernisse angepasst und ergänzt werden. Schließlich sollen die Einnahmen der Städte und Kommunen aus Müllabfuhr- und Entsorgungsdiensten vermehrt für die finanzielle Förderung von Recyclingprojekten verwendet werden.
Starke Impulse für den Recyclingmarkt erwarten Experten auch im Zusammenhang mit dem städtischen Transformationsprogramm, das 2012 von der türkischen Regierung gestartet wurde. In den nächsten 20 Jahren sollen mit Investitionen von 400 Mrd. $ erdbebengefährdete Stadtteile abgerissen und neu aufgebaut werden. Dies bietet ein großes Potenzial für verschiedene Recyclingprojekte. Allein die Wiederverwertung des beim Neubau von Straßen anfallenden Asphalts (Bitumen) bringe Kostensenkungen im Straßenbau von 20 bis 30% mit sich, sagt Erdal Alkis, Vorstandsvorsitzender bei der Recyclingfirma Icon Geri Dönüsüm.
Nach Angaben des TAYCED-Präsidenten fallen in der Türkei jährlich 1,2 Mio. t industrielle sowie 100.000 t medizinische und 530.000 t elektronische Abfälle an. Im Verpackungsbereich besteht nach Angaben des Verbandes der Kunststoffindustrie PAGEV ein jährliches Abfallpotenzial von 2,8 Mio. t, wovon wegen unzureichender Erfassung nur 800.000 t dokumentiert werden können. Allerdings wird bei Verpackungsmaterialien nach Angaben der Recycling-Föderation mit rund 20% eine Recyclingquote erreicht, die deutlich über der durchschnittlichen Rate von 7% liegt. So wurden zum Beispiel nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Stadtentwicklung 2012 insgesamt 82.688 t PET-Flaschen eingesammelt und wiederverwertet. Den wirtschaftlichen Beitrag beziffert das Ministerium mit 124 Mio. Türkische Lira (46 Mio. Euro; 1 Euro = 2,72 TL).
Derzeit wird noch ein erheblicher Teil der verwertbaren Abfälle informell eingesammelt und an interessierte Abnehmer verkauft. Landesweit ist von rund 500.000 „Straßensammlern“ die Rede, die täglich ihre Runden drehen und nach verwertbarem Material Ausschau halten. Mit der Verbreitung moderner Abfallentsorgungssysteme sollen diese Aktivitäten zunehmend auf industrieller Basis organisiert und betrieben werden. Die Städte und Kommunen sind bei diesem Modernisierungsprozess die treibende Kraft. Bereits in den zurückliegenden zehn Jahren wurde die Zahl der Menschen, die geordnete Müllentsorgungsdienste erhalten, von 19 Mio. auf 55 Mio. erhöht. Damit wurde die Grundlage für die industrielle Verwertung der Abfälle verbessert. Derzeit fallen in der Türkei pro Jahr rund 25 Mio. t Haushaltsabfälle an.
Quelle: www.bvse.de
Bis zum 9. September 2014 muss jeder, der im gewerblichen Güterverkehr mit LKW der Klassen C, CE, C1 oder C1E unterwegs ist, eine Weiterbildung gemäß Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz absolvieren. Wer seine Fahrer ohne Weiterbildung auf die Straße schickt, riskiert Bußgelder von bis zu 20.000 Euro. Dennoch haben viele sich noch nicht um die Weiterbildung gekümmert. Indes ist aus der Branche zu hören, dass die Schulungstermine an Samstagen schon knapp werden.
Quelle: www.bvse.de
Die Weltrohstahlproduktion in den 65 Ländern, die ihre Daten an die Weltstahlvereinigung melden, hat im Oktober 2013 bei 134 Mio. Tonnen gelegen. Gegenüber Oktober 2012 ist dies eine Steigerung um 6,6 Prozent. China erzeugte im betrachteten Zeitraum 65,1 Mio. Tonnen und damit 9,2 Prozent mehr als im
Vergleichsmonat des Vorjahres. Im Übrigen Asien produzierte Japan 9,5 Mio. Tonnen Rohstahl und steigerte seinen Ausstoß im Monatsvergleich um 7,7 Prozent. Südkorea konnte bei einem Ausstoß von 5,9 Mio. Tonnen 5,2 Prozent zulegen.
Im Oktober 2013 produzierten in der EU Deutschland mit 3,8 Mio. Tonnen 1,9 Prozent mehr, Italien mit 2,2 Mio. Tonnen 10,1 Prozent weniger, Spanien mit 1,4 Mio. Tonnen 23,9 Prozent mehr und Frankreich mit 1,3 Mio. Tonnen 1,8 Prozent weniger als im Oktober 2012. Dietürkischen Stahlwerke konnten ihren Ausstoß mit
3,1 Mio. Tonnen um 6,9 Prozent gegenüber Oktober 2012 steigern, während die russische Produktion mit 5,7 Mio. Tonnen um 1,5 Prozent geringer war. Die USA erzeugten mit 7,4 Mio. Tonnen im Monatsvergleich 8,7 Prozent mehr.
Die Auslastung der Werke in den 65 meldenden Ländern hat im Oktober 2013 bei 77,5 Prozent gelegen und lag um 1,8 Prozent unter dem Auslastungsgrad im September aber um 2,5 Prozent höher als im Oktober 2012.
Quelle und weitere Informationen: www.bvse.de bzw. www.wordsteel.org
Konferenz Stahl und Recycling in Berlin
Berlin. Ein effizienter Umgang mit Rohstoffen ist vor dem Hintergrund des weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums die zentrale Herausforderung für die Welt. Ressourceneffizienz und die Rückgewinnung von Rohstoffen durch Recycling spielen auch in der europäischen und der nationalen Politik eine wichtige Rolle.
Eine nachhaltige Ressourcenpolitik versucht die Balance zwischen allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft – zu erreichen. Welche Beiträge der Werkstoff Stahl und dessen Recycling zu Ressourceneffizienz, Umwelt- und Klimaschutz leisten können, war Thema einer Konferenz am 12. November in Berlin. Veranstalter waren die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Kooperation mit dem bvse-Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling, der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen und dem Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesumweltministerium.
„Die gemeinsame Konferenz ist auch Ausdruck industrieller Wertschöpfungsketten. Für diese ist Stahl unverzichtbar“, so Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der „Wirtschaftsvereinigung Stahl. Diese besondere Rolle von Stahl bestätigte Dr. Andreas Schuseil, Leiter der Abteilung Industriepolitik im Bundeswirtschaftsministerium, und lobt: „Stahl ist so alt wie das Recycling. Mengenmetalle wie Eisen- und Stahlschrott sind praktisch ohne Qualitätsverluste recyclebar. Für solche Stoffströme bestehen gut funktionierende Märkte“.
Der stellvertretende Vorsitzende des bvse-Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling Sebastian Will erläuterte in seinem Vortrag, dass die Schrotteinsatzquote seit 1995 stetig gestiegen sei und aktuell bei 47% liege. Das bedeute, dass 2012 20 Millionen Tonnen Schrott in der Stahlindustrie eingesetzt wurde. Zusätzlich wurden 4 Millionen Tonnen Schrott an ausländische Stahlwerke geliefert.
Das zeige, so Sebastian Will, dass der Erfassungsgrad in Deutschland bisher sehr hoch sei. Hauptträger dieser positiven Bilanz sei unbestritten der Mittelstand in der Schrottwirtschaft. Will sieht diese Entwicklung jedoch bedroht. Zwar wollte beispielsweise die Europäische Kommission mit einer Verordnung zum Ende der Abfalleigenschaft von Stahlschrott eine Steigerung des Recyclings erreichen, dieses Vorhaben mündete jedoch „in einen unvergleichlichen Bürokratismus“, kritisierte Sebastian Will, Schrotthändler und Mitinhaber der Heinz Will GmbH & Co. KG.
Das ernüchternde Ergebnis sei, dass die Möglichkeit des vorzeitigen Abfallendes für Schrotte weder von der Stahlindustrie noch von der Schrottindustrie angewendet würde. Auch die Umsetzung der Abfallrahmenrichtlinie in nationales Recht stärkte die Schrottrecycler nicht. So kritisierte Sebastian Will, dass die Regelungen dss neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes die Erfassungsstrukturen von Schrott aus privaten Haushalten empfindlich in Mitleidenschaft gezogen habe und so eine Verringerung der Sammelmenge zu verzeichnen sei. In Konsequenz würden vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen der Schrottrecyclingbranche geschwächt, so dass eine weitere Konzentration des Marktes auf wenige große Konzerne befürchtet werden müsse.
Nach seiner Einschätzung würden dem mittelständisch geprägten Recyclingsektor dadurch „Innovationskraft und Flexibilität“ entzogen, die zur Steigerung der Ressourceneffizienz dringend nötig wären“. Diese Entwicklung werde langfristig die großen Entsorgungskonzernen und die öffentlichen Hand auf Kosten des Mittelstandes stärken, befüchtet der stellvertretende bvse-Fachverbandsvorsitzende.
Thomas Tabel von der ISR Itzehoer Schrott und Recycling GmbH & Co. KG. erläuterte, wie die Erfassung und Aufbereitung von Stahlschrotten zu den verschiedensten Schrottsorten heute in modernen Recyclingbetrieben erfolgt. „Stahl geht nicht verloren und ist zu 100 Prozent recycelbar.
Während der Gebrauchsphase, die je nach Anwendung von Wochen bis zu vielen Jahrzehnten reicht, wird Stahl in der Gesellschaft zwischengespeichert und steht dem Recycling anschießend vollständig zur Verfügung“.
Dass ein Multi-Recycling auch auf andere Werkstoffe übertragen werden kann verdeutlichte Dr. Christian Wilhelm vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie: „Die Verwandtschaft von Stahlschrott und Gussschrott zeigt sich in verwandten Anwendungen, analogen Recyclingeigenschaften und -strukturen, trotzdem bestehen aber immer spezifische Herausforderungen wie etwa bei der Verwertung typischer Gießereiwertstoffe.
Die Gießereibranche leistet in mehrfacher Hinsicht erhebliche Beiträge zur Ressourceneffizienz, Umwelt- und Klimaschutz: Materialeffizienz beim Einsatz der Rohstoffe, Energieeffizienz in den Produktionsbetrieben und Produkteffizienz durch gewichtsoptimiertes Design der Bauteile“.
Vor diesem Hintergrund diskutieren die Teilnehmer des Workshops mit Ugo Miretti von der Generaldirektion Unternehmen in der Europäischen Kommission und Dr. Helge Wendenburg, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz im BMU, den aktuellen Stand auf dem politischen Parkett in Brüssel und Berlin.
„Ein effizienter Einsatz von Rohstoffen und dabei insbesondere von Sekundär-Rohstoffen, stärkt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen am Weltmarkt, er ist zugleich aktiver Umwelt- und Klimaschutz“, bestätigte Miretti. Wendenburg würdigt die Leistungen der Stahlindustrie und weist auch auf die vielfältige Fördermaßnahmen der Bundesregierung zur Entwicklung und großtechnischen Umsetzung von material- und energieeffizienten Produktions-, Verarbeitungs- und Recyclingtechniken hin.
Quelle: www.bvse.de